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6.5. Fallbeispiel: Eine MSCONS-Nachricht für die Abrechnung lesen und validieren.

Diese Unterrichtseinheit führt in das Lesen und Validieren von [[MSCONS]]-Nachrichten ein, die für die Abrechnung im Energiemarkt unerlässlich sind. Sie beleuchtet die Struktur, die relevanten Inhalte und die kritischen Schritte der Validierung, um die Datenqualität und korrekte Abrechnung sicherzustellen.

Motivation

Als Sachbearbeiter in der Energiewirtschaft sind Sie täglich mit einer Flut von Daten konfrontiert. Das Verstehen und Validieren von MSCONS-Nachrichten ist dabei eine Kernkompetenz. Nur durch eine korrekte Interpretation dieser Nachrichten können Sie sicherstellen, dass Abrechnungen fehlerfrei erstellt, Lieferantenwechsel reibungslos abgewickelt und finanzielle Schäden durch fehlerhafte Daten vermieden werden. Diese Einheit vermittelt Ihnen das nötige Wissen, um MSCONS-Nachrichten effizient zu prüfen und die Datenqualität zu gewährleisten.

1. Die Rolle der MSCONS-Nachricht in der Energiewirtschaft

Die MSCONS-Nachricht ist ein zentrales Kommunikationsmittel im deutschen Energiemarkt. Sie dient der standardisierten Übermittlung von Messwerten und Zählerständen, die für verschiedene Abrechnungsprozesse unerlässlich sind. Ohne diese Nachrichten wäre eine transparente und korrekte Abwicklung der Energieflüsse nicht möglich.

Die Übermittlung der Messwerte erfolgt spätestens zum 10. Werktag des Folgemonats, um eine zeitnahe Abrechnung zu ermöglichen. Als EDIFACT-Nachricht basiert MSCONS auf dem UN D.04B S3-Standard und wird durch spezifische BDEW-Anwendungshandbücher für den deutschen Markt konkretisiert.

2. Aufbau und wichtige Segmente einer MSCONS-Nachricht

Stellen Sie sich eine MSCONS-Nachricht wie einen strukturierten Brief vor. Jedes Segment ist ein Abschnitt dieses Briefes, der spezifische Informationen enthält. Für die Abrechnung ist es entscheidend, die relevanten Segmente und deren Inhalte zu kennen, um die Nachricht korrekt lesen und interpretieren zu können. Die detaillierte Spezifikation finden Sie in den jeweiligen BDEW-Anwendungshandbüchern (z.B. Version 3.1f oder 2.4c).

Die Nachricht beginnt mit einem Kopf und endet mit einer Zusammenfassung, dazwischen befinden sich die eigentlichen Daten und Informationen zu den beteiligten Parteien, Lokationen und Messgeräten.

  • UNH (Nachrichtenkopf): Start der Nachricht, enthält die Meldungsart (immer MSCONS) und eine eindeutige Nachrichtennummer.
  • BGM (Nachrichtenanfang): Allgemeine Angaben zum Nachrichtentyp und -zweck.
  • NAD (Name and Address - Beteiligte): Identifiziert die am Prozess beteiligten Parteien (z.B. Lieferant, Messstellenbetreiber, Netzbetreiber, Endkunde) und deren Rollen.
  • LOC (Ort): Gibt die Lokationsnummer an, z.B. die Marktlokations-ID (MaLo-ID) oder die Messlokations-ID (MeLo-ID).
  • DTM (Datum/Zeit): Definiert Zeitreihenbeginn und -ende sowie Messzeitpunkte.
  • EQD (Ausrüstung): Informationen zum Messgerät.
  • MEA (Messwert): Der Kern der Nachricht, enthält den eigentlichen Messwert und die zugehörige Einheit (z.B. kWh).
  • MR (Messzeitraum): Definiert den Zeitraum, für den die Messwerte gelten.
  • UNT (Nachrichtenende): Abschließendes Segment der Nachricht.
  • Weitere Segmente können sein: RFF (Referenz), CTA (Kontaktperson), COM (Kommunikation), IC (Informationen zum Zählwerk), UNS (Zusammenfassung).

3. Kerninhalte für die Abrechnung und zulässige Wertetypen

Für die korrekte Abrechnung sind bestimmte Informationen in der MSCONS-Nachricht von größter Bedeutung. Dazu gehören die eindeutige Zuordnung der Messwerte zu einer Lokation und einem Zeitraum sowie die Art der übermittelten Werte.

Es ist eine wichtige Geschäftsregel, dass ausschließlich 'wahre Werte' und 'Ersatzwerte' übermittelt werden dürfen. Andere Wertetypen, wie zum Beispiel Qualitätsflags, sind nicht zulässig. Dies stellt sicher, dass die Abrechnungen auf verlässlichen und direkt nutzbaren Daten basieren.

  • MaLo-ID und MeLo-ID: Eindeutige Identifikation der Marktlokation und Messlokation, zu der die Messwerte gehören. Dies ist entscheidend für die korrekte Zuordnung der Verbräuche.
  • Zählerstände und Messzeitpunkt: Die eigentlichen Messdaten und der genaue Zeitpunkt ihrer Erfassung.
  • Statusinformationen: Geben Auskunft über die Art des Messwerts.
  • Zulässige Wertetypen: Ausschließlich 'wahre Werte' (tatsächlich gemessen) und 'Ersatzwerte' (ermittelt bei fehlender Messung) werden übermittelt. Andere Wertetypen sind ausgeschlossen.

4. Der Validierungsprozess: Sicherstellung der Datenqualität

Die Validierung einer MSCONS-Nachricht ist ein essenzieller Schritt in der Marktkommunikation. Sie stellt sicher, dass die ausgetauschten Daten standardkonform, interpretierbar und konsistent sind. Ohne eine gründliche Validierung könnten fehlerhafte Daten zu weitreichenden Problemen führen, von inkorrekten Abrechnungen bis hin zu finanziellen Schäden.

Der Validierungsprozess umfasst in der Regel mehrere Stufen, angefangen bei der formalen Prüfung bis hin zur inhaltlichen und geschäftsregelbasierten Prüfung.

  • Formatvalidierung: Überprüfung, ob die Nachricht der EDIFACT-Struktur und dem MSCONS-Standard gemäß den BDEW-Anwendungshandbüchern entspricht. Dies ist der initiale Schritt beim Parsen der Nachricht.
  • Semantische Validierung: Prüfung der Inhalte auf Plausibilität und Konsistenz (z.B. sind Start- und Enddatum logisch, sind die Messwerte in einem realistischen Bereich?).
  • Geschäftsregelvalidierung: Abgleich der Daten mit den spezifischen Regeln des deutschen Energiemarktes. Beispiele hierfür sind:
  • * Die Energiemenge muss über MSCONS-Nachrichten ermittelt werden.
  • * Mindestens eine MSCONS-Nachricht pro Abrechnungszeitraum und Marktlokation ist erforderlich.
  • * Nur 'wahre Werte' und 'Ersatzwerte' dürfen übermittelt werden.
  • * Korrekte Zuordnung der Messwerte zur jeweiligen Marktlokation und dem Abrechnungszeitraum.
  • Fehlerbehandlung: Bei Validierungsfehlern muss eine Fehlermeldung protokolliert werden. Dies ermöglicht die Nachverfolgung und Korrektur der Daten.

5. Praktisches Vorgehen beim Lesen und Validieren einer MSCONS-Nachricht

Als Sachbearbeiter werden Sie in der Regel nicht den rohen EDIFACT-Code einer MSCONS-Nachricht lesen, sondern eine von Ihrem System geparste, menschenlesbare Darstellung. Ihr Fokus liegt darauf, die präsentierten Informationen kritisch zu prüfen und auf Abweichungen oder Fehler zu untersuchen.

  • Schritt 1: Nachricht empfangen und parsen: Ihr System empfängt die MSCONS-Nachricht und wandelt den EDIFACT-Code in eine übersichtliche Ansicht um. Dies beinhaltet eine erste technische Formatvalidierung.
  • Schritt 2: Nachrichtenkopf und Beteiligte prüfen:
  • * Identifizieren Sie Absender und Empfänger (via NAD-Segment). Sind die richtigen Marktpartner involviert?
  • * Überprüfen Sie den Nachrichtentyp (im UNH-Segment). Ist es tatsächlich eine MSCONS-Nachricht?
  • Schritt 3: Lokation und Zeitbezug identifizieren:
  • * Finden Sie die MaLo-ID und MeLo-ID (im LOC-Segment). Stimmt diese mit Ihren Erwartungen überein?
  • * Prüfen Sie den Abrechnungszeitraum und die Messzeitpunkte (im DTM-Segment). Liegen die Daten im erwarteten Zeitfenster?
  • Schritt 4: Messwerte und Zählerstände analysieren:
  • * Betrachten Sie die übermittelten Messwerte (im MEA-Segment) und Zählerstände. Stimmen die Einheiten (z.B. kWh, MWh)?
  • * Überprüfen Sie den Wertetyp. Sind es 'wahre Werte' oder 'Ersatzwerte'? Andere Typen sind nicht zulässig.
  • * Führen Sie Plausibilitätsprüfungen durch: Sind die Werte realistisch für die Marktlokation und den Zeitraum? Gibt es unerklärliche Sprünge oder Nulllieferungen?
  • Schritt 5: Geschäftsregeln anwenden und Konsistenz prüfen:
  • * Stellen Sie sicher, dass für den gesamten Abrechnungszeitraum mindestens eine MSCONS-Nachricht pro Marktlokation vorliegt.
  • * Gleichen Sie die Messwerte mit eventuell vorliegenden Stammdaten ab. Gibt es Abweichungen?
  • * Bei Gas: Prüfen Sie, ob Volumen- und Energieberechnungen plausibel sind, falls diese Details in der Nachricht enthalten sind.
  • Schritt 6: Fehlerbehandlung:
  • * Bei festgestellten Fehlern oder Inkonsistenzen: Dokumentieren Sie diese detailliert.
  • * Leiten Sie die notwendigen Schritte zur Korrektur ein, z.B. eine Rückmeldung an den sendenden Marktpartner oder eine interne Klärung.

Zusammenfassung

Die MSCONS-Nachricht ist das Rückgrat der Messwertübermittlung in der Energiewirtschaft und entscheidend für eine korrekte Abrechnung. Das Verstehen ihrer Struktur und die konsequente Validierung der Inhalte sind unerlässlich, um Datenqualität zu sichern und Fehler in den Abrechnungsprozessen zu vermeiden.

  • MSCONS übermittelt Messwerte und Zählerstände für Schlussabrechnung, Eröffnungsabrechnung und Netznutzungsabrechnung.
  • Wichtige Segmente für Sachbearbeiter sind UNH, NAD, LOC, DTM, MEA, die MaLo-ID, MeLo-ID, Messwerte und Zeitpunkte enthalten.
  • Es dürfen ausschließlich 'wahre Werte' und 'Ersatzwerte' übermittelt werden.
  • Die Validierung prüft Format, Semantik und Geschäftsregeln, um Datenqualität und korrekte Abrechnung sicherzustellen.
  • Praktisch bedeutet dies das systematische Prüfen von Absender, Empfänger, Lokation, Zeitbezug und Messwerten auf Plausibilität und Regelkonformität.

Quellen & Referenzen

  1. Unbenannte Quelle (Qdrant)
  2. MSCONS Anwendungshandbuch Version 3.1f, BDEW (Stand 23.06.2025)
  3. MSCONS Anwendungshandbuch Version 2.4c, BDEW
  4. UN D.04B S3 Standard