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Besonderheiten der Ermittlung von Gas- und Strommesswerten

Diese Unterrichtseinheit beleuchtet die komplexen Prozesse der Ermittlung, Kennzeichnung und Übermittlung von Gas- und Strommesswerten im Kontext der deutschen Energiewirtschaft. Sie definiert zentrale Akteure, erklärt die Bedeutung von Messwerttypen und stellt die regulatorischen Rahmenbedingungen sowie Branchenstandards wie die [[Wechselprozesse im Messwesen (WiM)]] vor.

Motivation

Das Verständnis der Messwertermittlung ist fundamental für die reibungslose Marktkommunikation und die korrekte Abrechnung in der Energiewirtschaft. Nur wer die spezifischen Anforderungen an die Erfassung, Kennzeichnung und Übermittlung von Gas- und Strommesswerten kennt, kann Fehler vermeiden, Compliance sicherstellen und effiziente Prozesse gestalten. Diese Einheit vermittelt Ihnen das nötige Wissen, um die Qualität und Integrität von Messdaten im Energiemarkt zu gewährleisten und die komplexen Interaktionen zwischen den Marktteilnehmern zu durchdringen.

1. Einführung in die Messwertermittlung und Marktkommunikation

Die Ermittlung von Gas- und Strommesswerten bildet die Grundlage für alle nachfolgenden Prozesse in der Energiewirtschaft, von der Bilanzierung bis zur Abrechnung. Es geht darum, wie Zählerstände richtig abgelesen, weitergegeben und abgerechnet werden. Dabei müssen spezifische Anforderungen für verschiedene Messwerttypen und die jeweilige Energieart (Strom oder Gas) beachtet werden.

Ein zentraler Aspekt ist die korrekte Übermittlung aller relevanten Messwerte, einschließlich gegebenenfalls auch Blindmesswerte im Strombereich, und die transparente Kennzeichnung von Werten, deren Sicherheit noch nicht abschließend feststeht.

2. Zentrale Akteure und ihre Verantwortlichkeiten

Im Rahmen der Messwertermittlung und -verarbeitung sind verschiedene Rollen klar definiert, die jeweils spezifische Aufgaben und Verantwortlichkeiten tragen. Diese Rollen sind essenziell für das Funktionieren des gesamten Systems. (Unbenannte Quelle, S. 13)

  • **Messstellenbetreiber (MSB):**
  • * **Strom:** Der MSB ist für die Erfassung, Aufbereitung und Verteilung von Messwerten verantwortlich. (Unbenannte Quelle)
  • * **Gas:** Im Bereich Gas obliegt dem MSB die Erfassung und Weiterleitung der Messwerte an den Netzbetreiber. (Unbenannte Quelle)
  • **Lieferant (LF):** Der Energieversorger, der Endkunden mit Strom oder Gas beliefert.
  • **Marktgebietsverantwortlicher (MGV):** Im Gasbereich zuständig für die Bilanzierung und das Management des Marktgebietes.
  • **Kapazitätsnutzer (KN):** Erwirbt Kapazitäten für den Gastransport an buchbaren Punkten in einem Entry-Exit-System und ordnet diese Bilanzkreisen zu. (Unbenannte Quelle)

3. Messwertarten und ihre Kennzeichnung

Die korrekte Kennzeichnung von Messwerten ist entscheidend für die Transparenz und Verlässlichkeit in der Marktkommunikation. Die Wechselprozesse im Messwesen (WiM) definieren hierfür klare Regeln für Strom und Gas. (Unbenannte Quelle)

Es wird präzisiert, wann welche Zusatzinformationen zu übermitteln sind und wie man erkennbar macht, wenn ein Wert noch nicht ganz sicher ist. Dies dient der Vermeidung von Missverständnissen und der Sicherstellung einer reibungslosen Abrechnung. (Unbenannte Quelle)

  • **Vorläufige Werte:** Messwerte, die noch nicht final bestätigt sind und gegebenenfalls durch wahre Werte ersetzt werden müssen.
  • **Wahre Werte:** Endgültige, gesicherte Messwerte, die der Abrechnung zugrunde gelegt werden.
  • **Ersatzwerte:** Werte, die ermittelt werden, wenn keine direkten Messwerte vorliegen (z.B. bei Zählerausfall). Diese können auf Schätzungen, historischen Daten oder Vergleichsmessungen basieren. (Unbenannte Quelle)
  • Die Einhaltung von Turnusableseterminen, insbesondere im Strombereich, ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt, um die Aktualität und Genauigkeit der Messwerte zu gewährleisten. (Unbenannte Quelle)

4. Spezifische Messprodukte und das Konzept der 'Gleichen Messstrecke'

Die Vielfalt der Messaufgaben erfordert unterschiedliche Messprodukte und spezifische Konzepte zur Messwerterfassung.

**Standard-Messprodukte** werden für Strom und Gas an verschiedenen Lokationstypen unterschieden, darunter Marktlokationen, Tranchen, Messlokationen und Netzlokationen. Darüber hinaus gibt es spezielle **Konfigurationsprodukte** wie Schaltzeitdefinitionen, Leistungskurvendefinitionen und Ad-Hoc-Steuerkanäle. Auch Messprodukte für Werte aus Smart Meter Gateways (SMGW) (Typ 2) und Backend-Systemen sowie für Einspeiseanlagen (ESA) werden berücksichtigt. (Unbenannte Quelle)

  • **Konzept der 'Gleichen Messstrecke':**
  • * **Zweck:** Definition von Messwerten aus *gleichen Messstrecken* für Strom und Gas, differenziert nach Eichung, um Ersatzwerte oder Vergleichswerte zu kennzeichnen. (Unbenannte Quelle)
  • * **Strom (geeicht):** Ein Messwert, der aus einer geeichten Vergleichsmessung stammt.
  • * **Strom (ungeeicht):** Ein Messwert aus nicht geeichten Geräten (z.B. Analogmessung) in der gleichen Messstrecke. Hierfür existiert die Segmentgruppe Z89: *Vergleichsmessung (nicht geeicht)*. (Unbenannte Quelle)
  • * **Gas (ungeeicht):** Ein Messwert eines nicht geeichten Messgerätes in der gleichen Messstrecke.
  • * **Gas (geeicht - Nachbildung):** Ein Messwert, der aus einem geeichten Messgerät an einem geeigneten, nahen Ort zur Nachbildung gewonnen wird. Hierfür existiert die Segmentgruppe Z90: *Messwertnachbildung aus geeichten Werten*. (Unbenannte Quelle)

5. Regulatorischer Rahmen und Branchenstandards

Die Marktkommunikation im deutschen Energiemarkt ist ein hochkomplexer Prozess, der durch eine Vielzahl von Gesetzen, regulatorischen Vorgaben und Branchenstandards geregelt wird. Ziel ist stets ein reibungsloser und sicherer Datenaustausch zwischen allen beteiligten Akteuren. (Unbenannte Quelle)

Die Unterscheidung zwischen Strom und Gas spielt in diesem Prozess eine wesentliche Rolle, da für jede Sparte spezifische technische und prozessuale Anforderungen bestehen. Diese sind in den jeweiligen Sparten-Regelwerken und Umsetzungsdokumenten detailliert beschrieben.

Die Einhaltung dieser Vorgaben ist nicht nur für die technische Abwicklung, sondern auch für die rechtliche Compliance und die Vermeidung von Sanktionen unerlässlich. Die kontinuierliche Anpassung an neue Marktbedingungen und Technologien, wie beispielsweise die Einführung von Smart Meter Gateways (SMGW), erfordert ein fortlaufendes Monitoring und Verständnis der aktuellen Regelwerke.

Zusammenfassung

Die Ermittlung von Gas- und Strommesswerten ist ein fundamentaler Prozess in der Energiewirtschaft, der durch klare Rollenverteilungen, spezifische Messwertkennzeichnungen und einen umfassenden regulatorischen Rahmen geprägt ist. Die Wechselprozesse im Messwesen (WiM) und der BDEW-Umsetzungsfragenkatalog sind zentrale Referenzpunkte für die korrekte Umsetzung der Marktkommunikation.

  • Der Messstellenbetreiber (MSB) ist der zentrale Akteur für die Messwerterfassung, mit unterschiedlichen Aufgaben für Strom und Gas.
  • Messwerte müssen klar als vorläufig, wahr oder Ersatzwert gekennzeichnet werden, insbesondere im Kontext der WiM-Prozesse.
  • Das Konzept der 'Gleichen Messstrecke' ermöglicht die Definition von Vergleichs- und Ersatzmesswerten, differenziert nach Eichung und Sparte.
  • Spezifische Messprodukte adressieren unterschiedliche Lokationstypen und Technologien wie Smart Meter Gateways (SMGW) und Einspeiseanlagen (ESA).
  • Die Marktkommunikation unterliegt einem komplexen Regelwerk aus Gesetzen, Regulatorik und Branchenstandards, das einen reibungslosen Datenaustausch sicherstellt.

Quellen & Referenzen

  1. Unbenannte Quelle (Interne/Abstrahierte Dokumentation)
  2. BDEW-Umsetzungsfragenkatalog zur Marktkommunikation (Version 1.25 vom 26. Februar 2025)