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Umgang mit Markt-, Mess- und Netzlokationen: Grundlagen der Marktkommunikation

Diese Unterrichtseinheit vermittelt ein tiefgehendes Verständnis der zentralen Konzepte von Markt-, Mess- und Netzlokationen in der Energiewirtschaft. Sie beleuchtet die Verantwortlichkeiten der beteiligten Marktrollen, die Bedeutung standardisierter Prozesse wie des Netzbetreiberwechsels und die Rolle der Marktkommunikation für einen reibungslosen Datenaustausch.

Motivation

Die korrekte Handhabung von Marktlokationen, Messlokationen und Netzlokationen ist das Fundament für eine fehlerfreie Marktkommunikation in der Energiewirtschaft. Ohne präzise Zuordnung und standardisierte Prozesse können Abrechnungen fehlerhaft sein, Bilanzkreise nicht korrekt geführt werden und regulatorische Vorgaben nicht eingehalten werden. Diese Einheit rüstet Sie mit dem Wissen aus, um diese komplexen Zusammenhänge zu verstehen, Fehler zu vermeiden und die Effizienz in Ihrer täglichen Arbeit als Sachbearbeiter bei Netzbetreibern, Lieferanten oder Messstellenbetreibern zu steigern.

1. Einführung: Die Bedeutung von Lokationen in der Energiewirtschaft

Im deutschen Energiemarkt bilden eindeutig definierte Lokationen die Basis für alle kommerziellen und technischen Prozesse. Sie sind entscheidend für die korrekte Abwicklung von Energielieferungen, die Bilanzierung und die Abrechnung. Bevor man mit der Arbeit an einer Strom- oder Gasanschlussstelle beginnt, ist es unerlässlich, deren genaue Lage sowie die geltenden Regeln und Zeiträume zu ermitteln.

Wir unterscheiden hierbei primär zwei Typen von Lokationen, die eng miteinander verknüpft sind:

Die Marktlokation (MaLo) ist der Ort, an dem Energie entnommen oder eingespeist wird und der für die kaufmännische Abwicklung relevant ist. Sie wird durch eine eindeutige Identifikationsnummer gekennzeichnet.

Die Messlokation (MeLo) ist der physische Ort, an dem die Energiemenge gemessen wird. Sie beinhaltet die Messstelle und die zugehörigen Messeinrichtungen. Eine Marktlokation kann eine oder mehrere Messlokationen umfassen.

2. Rollen und Verantwortlichkeiten im Umgang mit Lokationen

Die korrekte Abwicklung von Energielieferungen erfordert das Zusammenspiel mehrerer Marktrollen, deren Aufgaben klar definiert sind, um einen standardisierten Informationsaustausch zu gewährleisten und Fehler zu vermeiden. Zu den Hauptakteuren gehören Lieferanten, Netzbetreiber, Messstellenbetreiber und Bilanzkreisverantwortliche.

  • **Messstellenbetreiber (MSB):** Der MSB ist gemäß § 3 Messstellenbetriebsgesetz (MsbG) für den Messstellenbetrieb an der Messlokation verantwortlich. Dies umfasst insbesondere die Ermittlung, Aufbereitung und Verteilung von Werten (u.a. Messwerte, Ersatzwerte, vorläufige Werte) an die relevanten Marktpartner im Bereich Strom. Er ist auch für die Bedingungen des Messstellenbetriebs und Regelungen zur Messstellennutzung zuständig.
  • **Netzbetreiber (NB):** Der NB ist für den Betrieb und die Instandhaltung des Energienetzes verantwortlich. Er hat Verantwortlichkeiten bezüglich der Verteilung von Werten und ist ein wichtiger Empfänger von Messdaten. Zudem spielt er eine zentrale Rolle bei der Abwicklung von Netzbetreiberwechseln, die Marktlokationen und Messlokationen betreffen.
  • **Lieferant (LF):** Der LF ist der Ansprechpartner für den Endkunden und für die Abrechnung der Energielieferung zuständig. Er empfängt Messwerte von den MSB und NBs.
  • **Bilanzkreisverantwortliche (BKV):** Der BKV ist für die ausgeglichene Bilanzierung von Energiemengen in seinem Bilanzkreis zuständig und erhält ebenfalls relevante Daten.

3. Prozesse und Herausforderungen: Der Netzbetreiberwechsel

Ein besonders komplexer und kritischer Prozess im Umgang mit Lokationen ist der Netzbetreiberwechsel. Hierbei ist zu beachten, dass die zeitlich gestufte Übergabe von Marktlokationen und Messlokationen prozessual separate Netzbetreiberwechsel darstellt.

Die Marktprozesse sind für die jeweiligen Änderungszeitpunkte unter Einhaltung der Vorlauffristen abzuwickeln. Detaillierte Informationen und Prozessbeschreibungen hierzu finden sich im BDEW/VKU/GEODE-Leitfaden „Marktprozesse Netzbetreiberwechsel, Version 1.2.a“.

Dieser Leitfaden ist in all diesen Fällen anzuwenden, um eine reibungslose Übergabe und einen korrekten Datenaustausch zu gewährleisten.

4. Datenaustausch und Werteverteilung an der Marktlokation

Ein Kernprozess der Marktkommunikation ist die Übermittlung von Mengenwerten an der Marktlokation. Dieser Prozess ist stark ereignisgesteuert und unterliegt spezifischen Geschäftsregeln.

Der Fokus liegt auf der Zuordnung eines Wertes zu einem Ereignis, das eine Änderung auslöst, wie beispielsweise eine Geräteübernahme im Rahmen eines Messstellenbetreiberwechsels. Die Empfänger dieser Werte sind der Netzbetreiber (NB), der Lieferant (LF) oder der Messstellenbetreiber (MSB). Eine wichtige Geschäftsregel besagt, dass der Empfänger eine berechtigte Marktrolle an der jeweiligen Marktlokation sein muss.

Der übermittelte Wert ist insbesondere relevant in Bezug auf das Ende der Zuordnung des Messstellenbetreibers zur Marktlokation an den Netzbetreiber oder Lieferanten (Ende der Zuordnung).

5. Unterstützung und Standardisierung der Marktkommunikation

Um die komplexen Prozesse der Marktkommunikation zu erleichtern und eine einheitliche Umsetzung der regulatorischen Vorgaben zu gewährleisten, wurden verschiedene Hilfsmittel entwickelt. Diese Anwendungshilfen, Rollenmodelle, Umsetzungsfragenkataloge und Empfehlungen richten sich an alle Akteure im deutschen Energiemarkt, darunter Netzbetreiber, Messstellenbetreiber, Lieferanten, Übertragungsnetzbetreiber und Bilanzkreisverantwortliche.

Ihr Zweck ist es, praktische Anleitungen zu bieten und die Einhaltung der Prozesse zu unterstützen, wodurch Fehler reduziert und die Effizienz des Datenaustauschs erhöht werden.

6. Messtechnische Einordnung einer Marktlokation

Ein initialer und grundlegender Prozessschritt ist die messtechnische Einordnung einer bestimmten Marktlokation. Das Ziel ist es, die technischen und administrativen Rahmenbedingungen für die Messung an dieser Lokation festzulegen.

Die Durchführung der messtechnischen Einordnung selbst ist die wichtigste Aktion in diesem Schritt. Typischerweise sind der Messstellenbetreiber und/oder der Netzbetreiber die betroffenen Marktrollen, die diese Einordnung vornehmen, um die Basis für den weiteren Messstellenbetrieb und die Marktkommunikation zu schaffen.

Zusammenfassung

Die Verwaltung von Markt-, Mess- und Netzlokationen ist ein zentraler Pfeiler der Marktkommunikation in der Energiewirtschaft. Ein tiefes Verständnis der Definitionen, Verantwortlichkeiten und Prozesse ist entscheidend für die Effizienz und Compliance aller Marktteilnehmer.

Quellen & Referenzen

  1. Unbenannte Quelle (Internes Wissen / Regulatorische Dokumente)
  2. BDEW/VKU/GEODE-Leitfaden „Marktprozesse Netzbetreiberwechsel, Version 1.2.a“
  3. § 3 Messstellenbetriebsgesetz (MsbG)